Das Nachtkriterium

1974 wird eine Veranstaltung aus der Taufe gehoben - das Dortmunder Nachtkriterium. Aufgrund der guten Erfahrungen mit dem Ritter-Preis in Dortmund-Lütgendortmund sind sich die Verantwortlichen im RV Sturmvogel 1925 Dortmund darüber einig, ein weiteres Radsport-Event in Dortmund platzieren zu wollen. Es soll den Zuschauern aber nun eine andere Art von Radrennen dargeboten werden. Handelt es sich beim "Großen Ritter-Preis" um ein echtes Straßenrennen, bei welchem zumeist nur "komplette" Rennfahrer eine Siegchance haben, so soll die zweite Veranstaltung einen anderen Typus Rennfahrer favorisieren - den Sprinter. Als Veranstaltungsart wird daher das Kriterium gewählt. Es handelt sich hierbei um einen Wettbewerb, der auf einem kurzen Rundkurs ausgetragen wird und bei dem die Rennfahrer in mehreren Wertungen Punkte erreichen können. Sieger wird, wer bei den Spurts die meisten Punkte für sich notieren lassen kann, sofern er nicht in Rundenrückstand geraten ist. Da im Laufe des Rennens die Fahrer immer wieder um die begehrten Punkte fighten, handelt es sich um einen sehr kurzweiligen Wettbewerb. Und genau dies haben die Zuschauer mit Freude aufgenommen. Sie kommen nun zahlreich zum Dortmunder Nachtkriterium in die Innenstadt, um die Rennfahrer auf den kurzen Strecken um die Häuserecken fltzen zu sehen. Dazu ist es das besondere Flair des Dortmunder Nachkriteriums, welches das Publikum begeistert. Wie der Name schon ausdrückt wird diese Veranstaltung am späten Abend ausgetragen. Die Strecke wird ausgeleuchtet und wenn die Finsternis angebrochen ist, hört man zunächst nur das Surren der Rennräder und sieht dann im Licht der Scheinwerfer ein aus dem Dunkeln kommendes, schimmerndes Feld von Rennfahrern in bunten Trikots - nicht nur für Radsportbegeisterte ein herrlicher Anblick. 1998 feiert das Dortmunder Nachtkriterium seine 25. Austragung - für ein "kleines" Radrennen fürwahr schon eine gehörige Tradition. Für den RV Sturmvogel 1925 Dortmund gibt es in diesem Jahr aber noch einen weiteren Grund froh gestimmt zu sein. Das Dortmunder Nachtkriterium wird nämlich auserwählt, eine Rahmenveranstaltung zu den Feierlichkeiten anläßlich des 100-jährigen Bestehens der Bundesehrengilde des Bund Deutscher Radfahrer sein zu dürfen. Dieses darf durchaus als Bestätigung für das nicht nur dem Publikum gefallende Konzept des Dortmunder Nachtkriterium verstanden werden. Auch bei den Radsportlern ist die Veranstaltung des RV Sturmvogel 1925 Dortmund ein beliebter Wettbewerb.So stehen immer wieder nicht nur zahlenmäßig große Felder am Start, sondern auchdie Qualität der Starter sorgt für Freude. Oft finden neben den Experten im Kriteriumsfahren auch nationale Spitzen den Weg zu diesem Wettbewerb.

Beispielhaft hierfür stehen die Namen einiger Sieger vergangener Austragungen. So kann mit Wilfried Trott Deutschlands wohl erfolgreichster Amateurradsportler nicht nur die Erstaustragung des Dortmunder Nachtkriteriums für sich entscheiden, sondern weitere dreimal fährt es als Erster über den Zielstrich. Daneben trägt sich Klaus-Peter Thaler, mehrfacher Weltmeister im Querfeldeinsport und unter anderem später Träger des Gelben Trikots in der Tour de France, in die Siegerlisten ein. Die Funktionäre des RV Sturmvogel dürfen überdies auch später erfolgreiche Olympioniken zum Sieg gratulieren. 1984 ist zunächst Bernd Gröne Sieger des Nachtkriteriums, der dann 1988 im Einerstraßenfahren bei den Olympischen Spielen in Seoul die Silbermedaille gewinnt. 1998 schließt sich daran Scott McGrory, der bei den Spielen in Sydney im Zweiermannschftsfahren auf der Bahn Olympiasieger geworden ist, als erster Preistäger an.